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LeJog 2018 - There And Back Again

von Peter und Martin


Wir werden Euch nicht mit einer langen „Bedienungsanleitung“ für diesen Bericht langweilen, aber so viel muss sein:
Wie wir auch sonst bei diesem Projekt alles geteilt haben, haben wir auch diesen Bericht gemeinsam erstellt, aber natürlich wird immer jeder seine persönliche Sichtweise haben und daher haben wir das gekennzeichnet, wenn der „point of view“ wechselt.

First Peter:
Was mit einer verrückten Idee begann, sich bei einem 50er-Fest manifestierte, in einer Nennung gipfelte und mit einer Zielankunft in John o‘ Groats einen würdigen Abschluss fand!

Aber jetzt von Anfang an. Als ich vor vielen Jahren das erste Mal von dieser Veranstaltung gelesen hatte, hat mich die Idee, selbst einmal daran teilzunehmen, nicht mehr losgelassen. Man darf ja wohl noch träumen dürfen. Wie würde man es anlegen? Mit welchem Fahrzeug starten? Wie sich vorbereiten? All diese Fragen geisterten in meinem Kopf herum und würden es wohl noch heute tun, wenn nicht meine liebe Frau dem ein Ende bereitet hätte. 2016, zu meinem 50er, wurde ich mit einer Teilnahme an dieser Rallye beschenkt. Alle Freunde hatten für mich gesammelt und mich ermutigt loszulegen.

Dass sich Dezember 2016 nicht mehr ausgehen würde war bald klar. Ich hatte ja noch nicht mal ein geeignetes Fahrzeug parat. Aber 2017 sollte es soweit sein. Jetzt stellte sich aber gleich die nächste Frage: Mit wem dieses Abenteuer bestreiten? Wer würde sich zwei Wochen Urlaub und eine Menge Geld in die Hand nehmen um eines unserer geliebten alten Autos über holpriges Geläuf quer durch Groß Britannien zu steuern? Die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Da gibt’s im ESCC doch den Martin, der schon mehrmals an Hero Veranstaltungen in ganz Europa teilgenommen hatte und somit den nötigen „Klopfer“ mitbrachte.

2017 ging sich eine Teilnahme dann aus beruflichen Gründen doch nicht aus, aber 2018 sollte es soweit sein. Ein Fahrzeug war auch schon auserkoren. Der Spitfire 4, Bj. 1964, den mein Vater im Rallytrim aufgebaut hatte, sollte es sein. Einziges Problem dabei: Der war seit der Restaurierung noch keinen Kilometer weit gefahren und auch nicht angemeldet. Kann ja nicht so schlimm sein. Im Februar 2018 haben wir jedenfalls die Nennung abgegeben – jetzt gibt’s kein Zurück mehr – und den Spiti zum Pickerl in die Autowerft gegeben. Aber schnell war klar, dass das Differential hinüber ist und erst mal professionell in Stand gesetzt werden muss. Hat ein bisschen gedauert, aber im Mai konnte ich mit dem Auto für die Braunsberg Bergwertung nennen. Nächster Rückschlag. Die Blattfeder hatte auch schon bessere Zeiten erlebt und sollte vernünftigerweise ebenfalls noch gemacht werden. Geht sich alles locker aus. Bis Dezember ist ja noch eine Menge Zeit!

Ach ja, jetzt hätte ich fast vergessen zu erzählen, dass wir auch Kontakt zu einem Teilnehmerpaar aus 2017 aufgenommen hatten. Birgit und Dani kommen praktischerweise aus Wien und ein Treffen war schnell vereinbart. Die Tipps von den Beiden waren wirklich wertvoll und mit Hilfe des letztjährigen Roadbooks konnten wir einen Eindruck gewinnen, was uns bevorstehen würde.

Das Auto wurde also noch mit Wegstreckenzähler ausgestattet, einiges an hilfreichem Equipment wie Roamer, Kompass usw. besorgt und für die „Kellergassen – Klassik“ im Juni genannt. Irgendwann sollten wir ja auch den gemeinsamen Fahrbetrieb üben. Ging so weit alles gut, nur der Ölverlust im Stand und Fahrbetrieb machte etwas Sorgen. War das vielleicht eine ausgeleierte Rücklaufschnecke, oder doch einfach allgemeine Inkontinenz?

Wie auch immer, während dem Herumbasteln am Auto mussten wir uns natürlich auch um An- und Abreise nach England kümmern. Auch nicht so einfach! Es gibt unzählige Varianten, aber irgendwie hat keine so richtig gepasst. Letztendlich haben wir beschlossen, mit dem Autoreisezug nach Hamburg zu fahren, auf Achse weiter nach Rotterdam, mit der Fähre nach Hull und von dort wieder auf Achse nach Lands End. Um die Rückfahrt wollten wir uns erst dann kümmern, wenn es soweit wäre und wir wüssten, wann und von wo aus wir die Heimreise antreten würden. So richtig hatten wir noch immer nicht daran geglaubt, es bis John o‘ Groats zu schaffen.

Mit einer letzten Teilnahme bei der „Kraut & Rüben“ - Rally sollte alles nochmal getestet und die Vorbereitungen abgeschlossen werden. Weit gefehlt: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

Die Ölversorgung der Kipphebelwelle hatte versagt und wir konnten uns nur mehr waidwund und mit Hilfe des ÖAMTC nach Hause schleppen. Es war Anfang Oktober, also zwei Monate vor der geplanten Abreise und die Stimmung war am Boden. Obwohl das Problem mit einer neuen „alten“ Kipphebelwelle von Martin L. (Danke!) behoben werden konnte, haben wir uns trotzdem entschieden, Plan B in Angriff zu nehmen. Zwischenzeitlich hatte nämlich auch noch der Heizkühler böse zu lecken begonnen und den Beifahrer-Fußraum mit Kühlflüssigkeit geflutet.

Plan „B wie Besser“: Man nehme den altbewährten und Rally-erprobten MGB, Bj. 1968, von Martin (Warum sind wir da nicht gleich drauf gekommen?), statte ihn rasch noch mit Winterreifen und Wegstreckenzähler aus und los kann’s gehen!

Tja, so einfach ist das auch wieder nicht. Die Montage des Taktgebers für unseren Terratrip ist beim MGB wesentlich komplizierter als beim Spiti. Mit Hilfe von Willis professioneller Hilfe gelingt die Übung dann doch. Ach ja, und nebenbei haben wir auch noch das Heizventil getauscht und den Verteiler wieder in Gang gebracht. Durch das undichte Heizventil ist nämlich Wasser in den Verteiler eingedrungen und der Wagen ist nicht mehr angesprungen. Am 3. Dezember, einen Tag vor der Abreise, dann noch schnell Zusatzscheinwerfer montiert. Man will ja schließlich auch was sehen können im finsteren Nordwesten und jetzt geht’s aber wirklich los.

Starting the adventure
(shooting location: Autoverladung am Hauptbahnhof, wer´s nicht mehr erkennt!)

All aboard, the night ferry



Stear clear, here comes Martin!

Die Anreise nach Penzance verläuft problemlos. Die Schwierigkeiten mit der ÖBB durch den Wechsel des Fahrzeugs erspare ich euch jetzt. Am Ende ist alles gut gegangen. Wir schlafen im Zug und dann wieder auf der Fähre und sind am 6. Dez. in Lands End, wo wir abends gleich noch den „noise test“ und das „scrutineering“ erledigen können. Beim Begutachten der  anderen, perfekt ausgestatteten Rallyefahrzeuge kommen mir kurz Zweifel, ob der B das bis Schottland schaffen wird. Die Zweifel können jedoch am Abend, bei Fish & Chips & Beer, ertränkt werden.

In Penzance, noch in Zivil



An MGB plays Christine



Let the picture speak for itself.



Die Konkurrenz



The sun shines – briefly!



Another picture of a rain pause



Pre–war Bentleys



Am nächsten Tag, dem „preparation day“, besuchen wir das „Newcomer Briefing“ und bekleben das Auto mit den Startnummern. Das Wetter ist durchwachsen mit starkem Wind und wir werden von einem kurzen aber heftigen Hagel- und Regenschauer überrascht. Bis wir vom Auto ins Hotel gelaufen sind, sind wir klitschnass. Um Punkt 12 Uhr mittags fassen wir das Roadbook für den ersten Rally-Tag aus und beginnen mit dem Plotten der ersten Streckenabschnitte. Das Navigieren und der gesamte Rallyablauf sind komplett anders als wir das aus Österreich kennen. Es gibt so gut wie keine Chinesenzeichen und die Strecken müssen erst gefunden werden. Dafür braucht man nicht auf Sekunden zu achten. Es „genügt“ in der richtigen Minute zu bleiben. Klingt einfach, ist es aber ganz und gar nicht! Nach 5 Stunden „Plotting“ und Einlesen in die Materie erwartet uns noch ein Buffet und dann geht es ab ins Hotel, um nochmals auszuschlafen bevor das große Abenteuer beginnt.

8. Dezember: 1. Rallytag – „Wales In The Wet“

Where it begins …

Früher, szenischer Start in Lands End. Es regnet leicht. Wir beginnen den Tag mit dem ersten von vielen Tests. Danach geht’s auf einer Transit Section zur bereits fertig geplotteten Regularity RS 1/1. Navigieren ist auf den engen Straßen und Wegen auch wegen der nach wie vor herrschenden Dunkelheit äußerst schwierig. Es wird zwar immer heller, dafür aber der Regen schlimmer und schlimmer. Im Großen und Ganzen läuft der Tag jedoch gar nicht schlecht, bis mit Regularity RS 1/5 unser Untergang beginnt!

Concentration!

Wir verfahren uns fürchterlich, haben keine Ahnung, warum eigentlich, und verlieren viel zu viel Zeit. Um wieder etwas Zeit gutzumachen, entscheiden wir uns zu „cutten“. Wir lassen die Regularity sausen und fahren direkt Richtung Bristol zu den nächsten Tests weiter. Erst beim Abendessen werden wir draufkommen, dass uns bei den früher am Tag erhaltenen Handouts ein Blatt gefehlt hat. Jetzt wissen wir wenigstens, warum es in RS1/5 nicht funktionieren konnte!

Bei heftigem Regen ereilt uns auch noch ein „Flat“ links hinten und wir sind gezwungen, am Pannenstreifen bei strömendem Regen das Reserverad zu montieren. Die Zeit läuft! Nach ca. 20 Minuten sind wir wieder auf der Piste und verlieren prompt ein Wischerblatt. Natürlich das vor dem Fahrer. Bei der nächsten Tankstelle stoppen wir für Sprit und ersetzen das fehlende Wischerblatt. Gott sei Dank hat Martin daran gedacht, eines in Reserve mitzubringen!

Wir entscheiden, nochmals zu cutten, um nicht Gefahr zu laufen, die MPL (Maximum Permitted Lateness) von 30 Minuten zu überschreiten – damit wären wir automatisch aus der Wertung -, und direkt zur nächsten MTC (Main Time Control) zu fahren. Gute Entscheidung. Wir kommen zeitgerecht an.

Over to you, Martin:

Die MTC in Abergavenny ist gleichzeitig die Abendessenspause, eine Pause, die wir da schon bitter nötig gehabt haben.  

Vor der Nacht der langen Messer

Pause? Abendessen? Beides schwer übertrieben!

Anmerken muss man, dass Peter und ich angesichts der Größe der Herausforderung den Plan schnell begraben hatten, uns gegenseitig abzuwechseln. Und so macht Peter sich gleich an die Arbeit, die kommende Nachtetappe zu plotten.

Währenddessen versuche ich als Teil der „Fahreraufgaben“, die Mechaniker des Veranstalters dazu zu bringen, sich den kaputten Reifen anzusehen und idealerweise zu richten, damit wir bei einer weiteren Reifenpanne nicht aufgeschmissen wären. Wie ich schon auf der „London – Lissabon“ erlebt hatte, ersetzt ein Bär von einem Mechaniker mit einem Montiereisen jede Reifenmontagemaschine und so waren Reifen und Felge schnell getrennt. Ein Nagel oder Stift ist der Schuldige, leider ist nicht nur der Schlauch, für den wir Ersatz mithatten, hinüber, sondern auch der Mantel. Somit würden wir für den Rest der Rallye Nägel halt großräumig umfahren müssen!

Höflich, wie ich bin, frage ich die Mechaniker, ob ich ihnen den kaputten Reifen dalassen könne. Als Antwort höre ich: „These are not our premises, we can´t leave rubbish here.” Die “Premises” sind eben jene eines Pub- bzw. Restaurantbetriebes, der gleichzeitig offenbar auch eine Landwirtschaft ist. Vor der Halle, in der die Mechaniker Stellung bezogen hatten, lagert allerhand Gerümpel.

Ich habe natürlich das Problem, dass Felge und Reifen getrennt doppelt so viel Platz verbrauchen wie das „zusammengebaute“ Rad, einen Platz, den der ohnehin schon volle MGB–Kofferraum einfach nicht hergibt. Da fällt mir rettend der im ESCC öfter zu hörende Spruch ein: „Schei## Dir nix, dann fehlt Dir nix!“
Also warte ich einen günstigen Moment ohne Zuschauer ab, dann verpasse ich nonchalant dem kaputten Reifen einen Schubs, der ihn zu dem anderen Gerümpel rollen lässt und: Problem gelöst!

Ah ja, Essen: Bis wir unsere jeweiligen Tasks beendet haben, bleibt gerade noch Zeit, so eine Art Stew herunterzuschlingen, dann ist schon wieder die Abfahrtszeit in die Nachtetappe gekommen.

Back to you, Peter:

Eines vergaß ich noch zu erwähnen: Früher am Abend ist uns noch einer unserer deutschen Lieblingsnachbarn mit seinem 944er ins Auto gefahren. Der MGB hat rechts hinten einen Streifschuss abgekriegt. Zwei Tage später zeigt sich der Piefke dann ob der Schuldfrage auch noch uneinsichtig, obwohl er vor Ort seinen Fehler eingestanden hatte. Da muss wohl ein Brief des Rechtsanwaltes helfen!

Nach anstrengender Nacht, erreichen wir um ca. 4 Uhr – ja, es ist eigentlich schon morgen – das Hotel und somit das Ende eines sehr langen ersten Tages. Wales hatte es wirklich in sich. Sch… Wetter, tief eingeschnittene und uneinsehbare Strecke. Es kann nur mehr besser werden.

9. Dezember: 2. Rallytag – „Keep On Pushing!“

 Nach ungefähr 4 Stunden Schlaf starten wir schon wieder. Mapbook und Plotting Instructions  gibt es erst am Start. Wir starten mit einer „Ready To Use“ - Jogularity und danach einer längeren Transport Section.  Diese stellen sich für einen „Festland“-Europäer jedoch fast genau so schwierig dar wie die Regularities. Geplottet wird teilweise während der Fahrt und beim nächsten Frühstücks-Stop.

Der „kurze“ Tag mit ca. 13 Stunden Fahrt läuft eigentlich sehr gut. Das Wetter hat sich deutlich gebessert und wir machen kaum Fehler. Die vorgegebenen Schnitte beachten wir erst gar nicht.

The sun is out again



Another sunny picture

Die Vorkriegsklasse ist schon ziemlich reduziert. Von den vier teilnehmenden Fahrzeugen ist der Morgan bereits am ersten Tag ausgefallen. Und heute erwischt es den Chevy und einen der beiden Bentleys durch Ausritte und technische Defekte.

In den Regularities werden wir mehrfach durch plaudernde Locals (Jäger!) aufgehalten. Mit Hupen und lautstarkem „Get out of the way, we’re on a rallye!“ geht’s dann doch noch weiter. Grundsätzlich ist zu sagen, dass man wirklich ständig unter Zeitdruck steht und entsprechend schnell unterwegs ist: Keep On Pushing!

Die berühmt - berüchtigten Wasserdurchfahrten entfallen teilweise wegen zu hohem Wasserstand bzw. erscheinen, von außen gesehen, spektakulärer als sie tatsächlich sind.

Making a splash ….



… and some steam!

Wir erreichen „Slaley Hall“, unser Tagesende, um ca. 22 Uhr.

Now Martin again:

Die Slaley Hall ist ein wunderschön englisches Anwesen in Hexham, nahe Newcastle. In diesem Luxushotel stopfe ich auch noch den kaputten Schlauch in den Mistkübel des Zimmers. Die Putzfrau wird sich dann sicher gewundert haben, so einen Mistkübelinhalt haben´s dort sicher nicht jeden Tag! Wunder über Wunder, man konnte das Dinner tatsächlich genießen, nicht schlingen, sogar ein Abendbier geht sich aus. Über dem erzählen uns die Insassen eines Jaguar XJC, dass auch sie kein „plain sailing“ gehabt haben und beispielsweise den ausgefallenen Scheibenwischer durch das Einreiben der Scheibe mit dem Saft eines Erdapfels ersetzen mussten.

In der Früh des dritten Tages setzt die Kälte ein, die man mit Anfang Dezember assoziiert. Der deutsche FIA–Mann, der zur Beobachtung des Events dabei ist, prophezeit: „Da wird´s dann ziemlich rutschig, das wird lustig!“ Er hat Recht.

Cold like December

Again back to Peter:

Während des 2. Tages ist es richtig kalt geworden, aber dem braven MGB und seiner Crew macht das gar nix aus. Dafür hatten wir den ganzen Tag über das Problem, dass das Auto immer wieder abstirbt wenn es im Leerlauf ist. Springt aber dann immer wieder an.

10. Dezember: 3. Rallytag – „Almost There“

Nach einer normal langen Nacht starten wir in den last and final 26 Stunden Rallye-Tag.

Wir beginnen mit zwei Tests, die unmittelbar hintereinander zu absolvieren sind. Die Starts dafür liegen direkt nebeneinander und jetzt macht auch die Angabe „Start from the left!“ plötzlich Sinn.

Tests!

Der Tag verläuft gut, wir kommen mit den An- und Aufgaben immer besser zurecht. Wir passieren den berühmt–berüchtigten Kielder Forest, einer gefürchteten Rally Section und „graveyard of many rally cars“! Noch bei Tageslicht queren wir die schottische Grenze. Geplottet wird während der Transport Sections. Es geht weiterhin sehr zügig voran.

Kielder Water

Pinkelpausen müssen laut Vorgabe „discreet“ vollbracht werden. Schön nach dem Motto: „Don’t pee on the mayor´s gardenwall!“. (Anm.d.Red.: was ist aus dem traditionellen - und oft dokumentierten - Panoramapinkeln geworden???)

The best of British roads

Mit zunehmender Finsternis wird’s wieder schwieriger, die richtige Strecke zu finden. Bei schlechter Sicht nehmen wir eine Linksabzweigung zu früh und kommen nach einer kurzen aber umso mühsameren Fahrt über eine schlaglochübersäte Schotterstraße, umringt von staunenden Hochland Rindern, mitten in einem Bauernhof an. War wohl nix! Das ganze Manöver kostet uns gute 8 Minuten unserer kostbaren Zeit. Es hat sich wieder bewahrheitet, was die drei wichtigsten Dinge bei der Le Jog sind. Nämlich: Licht, Licht und nochmals Licht!

A short remark from you, Martin:

Die Hoffnung auf einen kleinen „unfair advantage“ , weil ich vor rund 20 Jahren schon die Scottish Malts beim selben Veranstalter gefahren war und einige der Namen aus dem Roadbook von damals wiedererkenne, ist trügerisch: Erstens sind 20 Jahre eine lange Zeit, um einen Streckenverlauf wieder zu erkennen und zweitens fahren wir beispielsweise den „Little Fery Kart Circuit“ – Test nun in der Nacht, wo ja bekanntlich alles anders aussieht – und außerdem noch in die umgekehrte Richtung von damals.

Immerhin sind wir an diesem dritten Tag schon so gut in der Zeit, dass wir uns eine „gemütliche“ Tankpause mit Ölkontrolle und allem Drum und Dran leisten können bevor wir in die Main Time Control in Fort William einchecken. Weil auf die Schnelle nichts anderes frei ist, stellen wir den B auf den Behindertenparkplatz, der wohl um diese nachtschlafene Zeit ohnehin nicht viel sonstigen Zuspruch erfahren hätte. Peter versichert mir: „Passt scho, wennst das Event mitfahrst, musst eh behindert sein!“

Fort William: Almost there …

Peter, please take over:

Nach 2 Stunden des versuchten Schlafs am Boden des Ben Nevis Hotels in Fort William, geht’s frisch und munter weiter auf den „final leg“. Wir starten in eine Regularity genannt „Loch Ness Monster“, die länger als zwei Stunden dauert. Trotz „Ready to use“ - Angaben ist die Strecke sehr schwierig zu finden und gekennzeichnet durch enge Kehren und sehr steile Bergpassagen. Die Teilnehmer irren kreuz und quer dahin und es gibt einige Ausritte ins Unterholz. Leider trifft es auch den letzten verbliebenen Bentley der Pre-war-Klasse. Der Fahrer, Elliot Dale, landet, nachdem ihn sein Bock abgeworfen hat, im Wasser eines Bachs. Aber Nässe ist Elliott sicherlich gewöhnt. Hat er doch 2014 den Atlantik in einem Ruderboot überquert. Leider hat bei dieser Aktion der Bentley einen Bruch der Halbachse erlitten und ist somit aus dem Rennen.

Martin, you again:

Eine andere Regularity der Nacht bleibt mir auch in lebhafter Erinnerung: Sie führt ewig bergwärts und ist ob der Nachttemperaturen ziemlich rutschig. Der bestimmende Gedanke meinerseits ist: „Wennst einmal zum Stehen kommst, kommst von dort nimmer weg!“ Hingegen beschwert sich einer der Gesamtführenden des Hero Cup, ein Schweizer, dass diese Regularity so einfach gewesen wäre. Naja, wie die Eindrücke verschieden sind!

Over to you, Peter:

Der finale Streckenabschnitt zieht sich schon ziemlich hin und wir sind mittlerweile sehr müde. Mit dem Sonnenaufgang erwachen aber auch die Lebensgeister wieder und wir registrieren mit Erleichterung: „We almost made it!“.

(Early) morning impressions

Kurz vor dem Ziel



End of route

Die letzten Regularities sind eher einfach gehalten und wir erreichen John o‘ Groats am späten Vormittag bei Sonnenschein. Unter einem Triumphbogen, flankiert von zwei Pipern und Vertretern des Veranstalters, werden alle „End to Enders“ würdig in Empfang genommen und wir realisieren, dass wir es geschafft haben. Jeder, der oben ankommt, ist ein Sieger!

We take the checkered flag!

The pipers playing for us

The way we have come

The ESCC has arrived!

End to Ender

Am Weg zu unserem Hotel in Wick bemerken wir, dass sich der Endtopf vom restlichen Auspuff gelöst hat und wir stoppen bei einem Reifenhändler, um das zu fixen und gleich einen neuen Reservereifen zu besorgen.

Rallye–Folgen



Dirty warrior

Nach einem verdienten Bierchen in der Hotelbar verschlafen wir den Rest des Tages.

Den würdigen Abschluss  macht dann das „Black Tie“–Dinner im Norseman Hotel, wo wir das launige Robert Burns Gedicht „Adress To The Haggis“ vorgetragen und die schottische Blunze sodann gereicht bekommen. Wir beschließen die Rally im Kreis neuer Freunde mit der Erkenntnis: „We’ll be back!“

Or, what´s your opinion, Martin?

Beim Frühstück fragt mich einer der Veranstalter, ob wir wieder teilnehmen werden, worauf ich die ausweichende Antwort gebe, dass ich sicher wieder eine HERO – Rallye starten werde, ob wieder die Le Jog, das wisse ich nicht.
Angesichts der Strapazen: Eher nicht!

Aber: Beim zweiten Mal geht´s leichter, da kennt man manche Schmähs schon! Und: Eigentlich wäre es schon reizvoll, das ausgelassene Panzergelände in Caerwynd, das so gefährlich sein soll (Zitat aus der Fahrerbesprechung: Every year we lose there 2 – 3 cars to the kerbs!), unter die Räder zu nehmen ….

Wohl gilt auch hier: „Sag´ niemals nie“, wie es schon bei James Bond hieß!

Peter, please take over again:

Heimreise

MG on the coast



Low tide

Still on the waterside

Edinburgh: Royal mile

Edinburgh castle



Whisky flavour!



Roadside repairs



Die Rally ist jetzt zwar vorbei, aber für uns und den braven MG geht’s natürlich noch auf die Heimreise. Von Wick starten wir am 11.12. nach Edinburgh, wo wir einen netten Abend im Whiski-Pub (ist kein Schreibfehler!) verbringen. Dort gibt’s gutes Pub-Food, Live-Music und reichlich zu trinken. Wir verabschieden unsere Freunde Martin & Axel (Mini 1275cc Cooper S) und Henrik & Horst (MGA 1500 Coupe, Flying Squirrel Team), um am nächsten Tag den Kanal auf der Fähre Newcastle / Amsterdam zu überqueren. Von Amsterdam geht’s direkt nach Nürnberg zum Weihnachtsmarkt und am nächsten Tag weiter nach Korneuburg. Die Heimat hat uns wieder und letztendlich sind wir doch noch ein wenig im Schnee unterwegs. Der MG macht jetzt auch noch kleine Troubles mit einer ausgefallenen Scheibenwaschwasserpumpe und das Zündschloss spinnt auch. Schnell ist der MG kurzgeschlossen und Martin kann den B in die heimatliche Garage befördern.

A snowy ending



Some final words, Martin?

Noch ein kleiner Nachtrag zur Rückreise:
Das Ziel Edinburgh nannten wir auch dem netten schottischen Kellner bei der Mittagspause des ersten Tags der Rückreise, worauf der sofort streng wurde und uns erst weiter essen ließ, nachdem wir das so ausgesprochen hatten wie es sich gehört: Edinbra! Wir haben uns dann vorgestellt, dass der Highlander uns wie im Film abgeschädelt hätte, wenn wir es noch einmal falsch aussprechen.

Home and clean again



Aber jetzt wieder zurück an den Schluss:
 
Auch wenn man Autos nicht vermenschlichen soll:

Ich frage mich schon stark, ob der B mir mit den zwei letzten Defekten, also der Waschanlage und dem Zündschloss, nicht sagen wollte: „Oida, so ´was machst oba nimmer mit mir !!!“

Oder doch nur Zufall?

Wer weiß das schon!

Auf der anderen Seite steht, dass die beiden 6 V – Batterien nach der Rückkehr in die Garage gerade noch einen Startversuch – zum Checken, ob ich das neue Zündschloss korrekt angesteckt habe – zuließen, dann waren sie so etwas von leer!
Vielleicht heißt das wieder in der Sprache des B, dass er mir meine Sünden verziehen hat und weiter gewillt ist, mit mir auf große Tour zu gehen?

I shall see – and I will keep you informed!

Die Bottomline unseres Abenteuers ist für mich jedenfalls:

Die Le Jog hat ihren Ruf, die härteste Oldtimer – Rallye in Europa zu sein, völlig zu Recht und macht dennoch Spaß – irgendwie …. Und wer´s nicht glauben mag, der trete selber an!   

Schluss